Die Hockeyabteilung des TSV SCHOTT Mainz hat ihr Trainerteam mit Mentaltrainerin Miriam Fritsch-Kümpel verstärkt. Im Interview spricht sie über ihre erste Zusammenarbeit mit den hauptamtlichen Trainern, zukünftige Maßnahmen und darüber, wie Mannschaften von Mentaltraining profitieren können.
Als Mentaltrainerin hast Du schon mit mehreren Sportlern, insbesondere aus Teamsportarten, gearbeitet. Wie ist der Kontakt zum Hockey beim TSV SCHOTT entstanden?
Die Hockeyabteilung hat beim Rehazentrum in Mombach angefragt, wo ich als Psychologin arbeite.
Was sind dort deine Hauptarbeitsgebiete?
Ich arbeite sehr intensiv mit Patienten im Bereich der psychologischen Schmerztherapie und Stressbewältigung. Im sportpsychologischen Bereich arbeite ich insbesondere mit Fußballern – sowohl mit Mannschaften als auch mit Einzelspielern. Bei Spielern geht es beispielsweise oft darum, dass sie nach Verletzungen ihre Unsicherheiten überwinden und zu alter Stärke zurückfinden.
Den TSV hast du mittlerweile ein wenig kennengelernt. Wie sah die Arbeit bisher aus?
Für mich geht es zunächst einmal darum, vor allem gemeinsam mit den drei hauptamtlichen Trainern den Bedarf zu analysieren und mit ihnen Maßnahmen zu erarbeiten. Ich will keine Übungen von der Stange anbieten; die Anwendungen sollen bedarfsorientiert und auf die einzelnen Mannschaften zugeschnitten sein.
Das heißt, du warst bisher in erster Linie mit den Trainern in Kontakt?
Genau, und sie bleiben auch Hauptansprechpartner. Neben Workshops ist auch das Coaching der Trainer zentraler Bestandteil meiner Arbeit. Ein solches Coaching kann zum Beispiel folgende Fragen klären: Wo liegen die eigenen Stärken und Schwächen, und welche Auswirkungen hat das auf die Mannschaft? Und dann geht es auch darum, mit welchen Maßnahmen die Trainer eigenständig die mentale Stärke ihrer jeweiligen Mannschaften fördern können. Dafür haben wir zum Beispiel Übungen entwickelt, die in der Saisonvorbereitung in verschiedenen Trainingslagern auch bereits zum Einsatz gekommen sind.
Kannst du ein Beispiel geben?
Der erste Schritt kann sein, im Team gemeinsam Normen und Werte zu erarbeiten: Wie wollen wir miteinander umgehen, und wie wollen wir als Mannschaft auftreten. Weiterhin kann es von zentraler Bedeutung sein, eine Erfolgsvision zu entwickeln. Ganz konkret war beispielsweise eine Übung, dass die Mannschaft die Saison 2016 im Kopf zu Ende denken und sich ausmalen sollte, welche Erfolge sie gehabt hat, welche Hindernisse zu überwinden waren und wie sich der Erfolg dann anfühlen könnte. So kann, ergänzend durch weitere Übungen, der Erfolg im Kopf verankert werden.
Wie können Spieler von Mentaltraining profitieren?
Mentaltraining kann aus einem schlechten Spieler keinen guten Spieler machen. Aber es kann aus einem guten Hockeyspieler einen besseren zu machen, indem man die psychischen Ressourcen verbessert und die negativen Gedanken minimiert, sodass letztlich auch die Konzentration und die Fokussierung gesteigert werden. Jeder kennt die Situation, dass ein Spieler oder eine Spielerin eine große Torchance hat, vielleicht sogar allein vorm Torhüter steht, aber dann fehlt doch der letzte Biss oder auch das entsprechende Selbstvertrauen, und die Chance bleibt ungenutzt. Mit Mentaltraining soll erreicht werden, im positiven Sinn Einfluss auf die Emotionen zu nehmen und das Selbstbewusstsein zu steigern. Das geschieht nicht von heute auf morgen, diese Arbeit ist langfristig angelegt.
In welchem zeitlichen Umfang ist die Arbeit geplant?
Realistisch sind circa fünf Stunden im Monat, die sich auf die drei Zielgruppen aufteilen: Coaching der Trainer, der Mannschaften und Einzelspieler. Mal werden, wie bisher ja schon gesehen, Maßnahmen entwickelt, die die Trainer selbstständig durchführen können, aber je nach Bedarf werde ich auch persönlich mit Mannschaften oder Spielern arbeiten. All das geschieht allerdings immer in enger Absprache mit den Trainern, die auch für die Spieler Hauptansprechpartner bleiben, und im Fall von Einzelspielern darüber hinaus in enger Absprache mit den Eltern. Mir ist eine transparente Arbeit wichtig. Ich bin eine Begleitung, ein Coach im Hintergrund, die in einzelnen Maßnahmen aktiv wird. Mentaltraining kann nie das sportliche Training ersetzen, es kann immer nur als wertvolle Ergänzung fungieren.