Aufsteiger mit starker erster Hälfte, dann dreht der Spitzenreiter auf

In der Nachspielzeit wird es noch einmal richtig wild. Luigi Canizzo und Khaled Abou Daya probieren es nach Standards mit Gewalt, auf der Gegenseite zieht Janek Ripplinger noch einmal nach einem Einwurf ab – kein Lucky Punch, kein Sieger im Stadtderby der Fußball-Oberliga. Weil der SV Gonsenheim und der TSV SCHOTT Mainz dem Spiel vor 450 Zuschauern je eine Halbzeit lang ihren Stempel aufdrückten, kann man das 1:1 (1:0) als gerecht ansehen. Zählt man die Chancen zusammen, wäre ein Auswärtssieg des Spitzenreiters logischer gewesen.

„Aber ich fahre absolut zufrieden nach Hause“, sagt TSV-Trainer Sascha Meeth, „weil wir in der ersten Halbzeit schlecht gespielt, die Jungs nach der Pause aber sehr gut reagiert haben.“ Auch sein Gegenüber Christian Lüllig hat an der Partie nichts auszusetzen: „Wir haben eine hervorragende erste Halbzeit gespielt, SCHOTT gar nicht zur Geltung kommen lassen und immer wieder Nadelstiche gesetzt. In der zweiten Halbzeit hatte Schott das spielerische Übergewicht und hätte es drehen können, doch hinten raus konnten wir noch zusetzen. Wir haben eine tolle Leistung gezeigt, uns gegen den Tabellenführer richtig gut präsentiert.“

Gonsenheim jubelt zweimal, aber nur ein Tor zählt

Es war zunächst ein Spiel ohne die ganz großen Torchancen, weil die Platzherren sehr gut die Räume verengten und so das auf Flachpässe und Kontrolle ausgelegte Aufbauspiel der Gäste stilllegten, die es allerdings auch am Zug nach vorne und dem Tempo vermissen ließen. Meeth monierte eine „eklatant hohe Fehlpassquote“. Und der SVG jubelte zweimal. Zunächst nur kurz, als Damir Bektasevic einen Freistoß an den Pfosten setzte und Ibrahim Yilmaz im Nachsetzen traf – Abseits (37.). Vier Minuten später zog Khaled Abou Daya gegen seinen Ex-Klub an der Strafraumgrenze auf, ließ zwei Mann ins leere grätschen und traf flach ins Eck zur Pausenführung.

Mit dem Seitenwechsel wendete sich das Blatt. „Wir waren permanent unter Druck“, gibt Bektasevic zu. Frühes Resultat war ein Elfmeter für SCHOTT, den Jost Mairose neben das Tor schoss (51.). Nach der Notbremse von Alexander Rimoldi gab es nur Gelb, nach der neuen Regel zur Vermeidung der Doppelbestrafung gerade noch vertretbar – doppeltes Glück für den SVG. SCHOTT spielte und spielte, und in Minute 74 klingelte es: Leon Kern drehte sich auf dem sprichwörtlichen Bierdeckel und schob die Kugel flach ins Netz. Danach hatten Ripplinger per Kopf (82.) und Giorgio Del Vecchio zwei Meter vor Keeper Paul Simon (86.) die XXL-Chancen zum Auswärtssieg.

Beherzte Zweikämpfe, aber nichts Nickeliges

„Natürlich musst du in der zweiten Halbzeit dieses Spiel gewinnen“, sagt Meeth. Zuvor „hat Gonsenheim uns mit seiner Intensität verunsichert“. Doch der Schott-Chefcoach zeigte sich „total begeistert davon, wir hier alle miteinander umgegangen sind“. In der Tat war es ein Derby ohne Fiesheiten, mit manch beherztem Zweikampf, aber nie jenseits des Akzeptablen. „Weder von außen noch auf dem Feld gab es Nickeligkeiten. Beide Teams haben charakterlich richtig gute Jungs drin, da sind keine Arschlöcher dabei“, betont Bektasevic. „Man kennt sich größtenteils persönlich, keiner will dem anderen was Böses“, unterstreicht Kern.

Lüllig sah ein „taktisch geprägtes Spiel, in dem die Disziplin das A und O ist“. Und die behielten seine Mannen auch unter großem Druck bei, weswegen die Gonsenheimer trotz des vierten nicht gewonnenen Spiels am Stück recht zufrieden wirkten. „Wir sind wieder zurückgekommen, das gibt uns Auftrieb“, zieht auch Kern das Positive aus dem Derby.

TSV SCHOTT Mainz: Hansen – Kohns, Schneider, Hermann, Schlosser – Rinker – Mairose, Del Vecchio – Hahn (52. Kern), Ripplinger, Assibey-Mensah.

Quelle: FuPa.net