Letztes Spiel in der Regionalliga Südwest für den TSV SCHOTT. Wir sprachen mit unserem Cheftrainer Sascha Meeth über die Saison, schöne und weniger schöne Momente, seinen ersten Abstieg überhaupt und das Besondere an unserem Verein.

Sascha, wie sieht deine persönliche Saisonbilanz aus? Und was nimmst du in sportlicher Hinsicht mit?
Grundsätzlich kann man sicher von einer gelungenen Saison sprechen, auch wenn wir sehr viele Wellentäler durchschreiten mussten. Es gab viele Dinge, die unangenehm waren, zuvorderst natürlich unsere Verletzungsmisere. Dann der Abstieg hintendrauf, der – obwohl zu erwarten – dennoch wehgetan hat. Trotzdem war die Saison aus meiner Sicht ein voller Erfolg: Wir haben mindestens eine Handvoll Spieler, die das Interesse anderer Regionalligisten geweckt haben. Unsere Jungs haben sich prächtig weiterentwickelt, und wir haben eine gute Visitenkarte abgegeben. Unterm Strich war es eine sehr spannende Erfahrung für uns alle.

Hat sich das Abenteuer Regionalliga also gelohnt?
Absolut! Und ich denke, da spreche ich für alle Schottianer! Wir hatten zwar Momente im Trainerteam, in denen wir dachten, dass die Regionalliga eigentlich eine Klasse zu hoch ist für uns. Aber wenn man sieht, was wir auf allen Ebenen gestemmt haben, sei es im Sponsoring, in der Organisation der Heimspiele und auch in sportlicher Hinsicht, war es auf jeden Fall der richtige Schritt.

Einige Spieler werden in der Regionalliga bleiben. Was nimmt die Mannschaft ansonsten aus dieser Saison mit?
Definitiv Erfahrungswerte. Die Jungs haben enorm gelernt und sich weiterentwickelt. Sie haben gemerkt, dass man an seine Grenzen gehen muss, gerade in körperlicher Hinsicht, da die Liga viel schneller und athletischer ist. Jeder einzelne konnte sehen, was eine Profiliga ist, und dass das eine andere Welt im Vergleich zur Oberliga ist.

Was waren in der Runde dein schönster und dein frustrierendster Moment?
Eine verdammt schwere Frage! Es gab zwei ganz frustrierende Momente: Zum einen die Verletzung des sowieso schon verletzungsgeplagten Manuel Schneider, der sich so auf die Regionalliga gefreut hatte. Als wir nach vier Wochen der Hoffnung die niederschmetternde Diagnose bekamen (Knorpelschaden am Knie), nachdem zuvor schon Jonas Raltschitsch und Konstantin Fring aus gefallen waren, war das schon sehr niederschmetternd. Der nächste tieftraurige Moment war im Zuge des Völklingen-Spiels, als wir Schwung hatten und alle super drauf waren, und sind dann Nenad Simic vor und Constantin Leinhos schließlich im Spiel verletzten. Die schönsten Momente: Konstantin Fring und Jonas Raltschitsch, zwei spielerisch wie charakterlich tolle Jungs und absolute Leitwölfe im Kader, haben sich trotz schlechter Genesungsprognosen zurückgekämpft und spielen wieder. Und die beiden hohen Heimsiege gegen Hessen Kassel und Stuttgarter Kickers oder der toll erkämpfte Auswärtserfolg vergangenen Samstag gegen VfB Stuttgart II.

Der Abstieg aus der Regionalliga ist für dich persönlich dein erster Abstieg in deiner Trainerkarriere. Wie ist das für dich?
Bereits zu Saisonbeginn war klar, dass der Klassenverbleib eigentlich kaum zu bewerkstelligen sein kann. Realistisch betrachtet hatten wir mit diesem geringen Etat und unserem unerfahrenen Kader schon keine reelle Chance. Dann kam noch das unfassbare Verletzungspech hinzu und so wurde es ein Kampf gegen Windmühlen – obwohl wir gemeinsam alles Machbare ausreizten und unternahmen. So hatten wir schon sehr lange Zeit, uns mental auf den Abstieg vorzubereiten. Als es jedoch nach dem Saarbrücken-Spiel Gewissheit wurde, war das schon tieftraurig und ich war richtig down. Wir wollten nochmal alles versuchen und alles raushauen, es war nach dem Spiel schon sehr frustrierend. Auch am Sonntag hat es noch weh getan, aber ab Montag hat sich dann schon wieder Vorfreude auf die noch verbleibenden Partien und die neue Saison eingestellt.

Was sind die Ziele für die nächste Saison? Strebt ihr den direkten Wiederaufstieg an? Und was traust du deinem Team in der Oberliga zu?
Ab meinem ersten Tag beim TSV SCHOTT sind das Trainerteam, Frank Gerhardy und Till Pleuger in die gleiche Richtung gegangen. Wir sehen uns als Ausbildungsverein, der die Spieler weiterentwickeln möchte. Dann schauen wir, was tabellarisch rauskommt. Genauso werden wir auch die nächste Saison angehen. Wie nach unserem Aufstieg, setzen wir auch nach dem Abstieg auf unsere bewährte Mannschaft. Natürlich wird es einen Umbruch geben, da einige Spieler zu Regionalliga-Vereinen wechseln. Aber die Neuen sind jung und hungrig und wollen sich weiterentwickeln. Rein tabellarisch wird die neue Saison jedoch brutal mit wahnsinnig vielen Traditionsvereinen wie 1. FC Kaiserlautern II, FK Pirmasens, Eintracht Trier, FV 07 Diefflen, SV Röchling Völklingen und eventuell auch TuS Koblenz als Mitabsteiger. Wir werden vom ersten Spieltag an hart arbeiten müssen, um vernünftig in die Runde zu kommen. Wir streben einen einstelligen Tabellenplatz an. Über allem steht jedoch die Entwicklung der jungen Spieler.

Eine kräftezehrende Saison geht also zu Ende. Wie erholst du dich in der fußballfreien Zeit?
Die Saison war tatsächlich sehr kräftezehrend! Ich persönlich werde alles so ausrichten, dass mit dem Abpfiff gegen Kickers Offenbach auch erst mal eine Phase der Ruhe einkehrt. Die Kaderplanung ist weitgehend abgeschlossen, abgesehen von ein paar Eckpunkten. Die Vorbereitung ist auch bereits geplant, so dass ich zunächst einmal Urlaub vom Fußball machen werde. Im Rahmen der Vorbereitung werde ich dieses Jahr erstmalig zwei Wochen fehlen und mit meiner Lebensgefährtin einen Wanderurlaub in Kanada machen.

Beim FSV Mainz 05 hast du im Jugendbereich trainiert. Hier jetzt in der zweiten Saison eine Herren-Mannschaft…
Bei Mainz 05 habe ich am Ende in der Junioren-Bundesliga gearbeitet. Davor war ich aber jahrelang schon Trainer im Seniorenbereich und DFB-Stützpunkttrainer. Mainz 05 wird immer in meinem Herzen bleiben. Ein wahnsinnig toller Verein, zu dem ich noch enge Kontakte habe, die ich hege und pflege. Ich habe mich jedoch gegen den professionellen Fußball entschieden, weil ich in meinem Beruf als Lehrer und meiner Stelle im Bildungsministerium sehr glücklich bin. Das wollte ich zu diesem Zeitpunkt nicht aufgeben. Ob Jugend oder Aktive: Hauptsache, die Jungs wollen leistungsorientiert arbeiten und sich weiterentwickeln.

Könntest du dir vorstellen, irgendwann in den Profifußball zu wechseln?
In meiner Zeit bei Mainz 05 habe ich mich für meinen Beruf und gegen den Profifußball entschieden. Auch wenn viele meiner Freunde und fußballerischen Weggefährten diese Entscheidung nicht verstehen konnten und können, bin ich damit sehr glücklich. Was die Zukunft bringt, kann ich nicht sagen. Vielleicht packt es mich doch nochmal und ich trainiere ein Jugend-Bundesligateam. Wer weiß… Momentan jedoch bin ich beim TSV SCHOTT Mainz extrem glücklich.

Du hast deinen Vertag kürzlich um ein weiteres Jahr verlängert. Warum? Und was macht für dich den TSV SCHOTT aus?
Ich habe in meiner ganzen Trainerkarriere immer nur Einjahresverträge gemacht und werde das auch weiterhin so handhaben. Was macht den TSV SCHOTT aus? Zunächst einmal die wahnsinnige, fast familiäre Gemeinschaft! Mein unbezahlbares Trainerteam ist überragend und gar nicht hoch genug zu schätzen. Es macht riesigen Spaß mit einem so loyalen Team zu arbeiten. Darüber Im Hinblick auf die Mannschaft freue ich mich schon jetzt sehr darauf, auch in der nächsten Saison mit einer jungen und hungrigen Truppe zu arbeiten.
Darüber hinaus arbeite ich unglaublich gerne mit Till Pleuger und Frank Gerhardy zusammen, die mittlerweile zu richtigen Freunden geworden sind. Ich denke, auch strategisch haben wir gemeinsam in den vergangenen Jahren in der Fußballabteilung Hervorragendes geleistet, auch in der Verbindung zur Jugend. Diese Entwicklung muss man einfach auch auf allen Ebenen loben, schätzen und würdigen. Keiner hätte es für möglich gehalten, dass wir die Regionalliga organisatorisch schaffen. Menschen wie Uwe, Petra und Dieter identifizieren sich mit dem TSV SCHOTT und machen diesen Verein unglaublich sympathisch. Es ist toll, ein Teil davon zu sein.

Das Gespräch führte Margit White.