Schott-Torwart Tim Hansen hatte eigentlich noch Pläne in den USA – seine Bewerbung beim TSV änderte aber alles

Mike Wroblewskis unverhoffter Abgang, das spontane „Riesenproblem“ des TSV SCHOTT Mainz auf der Torwartposition – über 2500 Leser haben den FuPa-Artikel, der Anfang Juli erschienen ist, aufgerufen. Darunter offenbar viele Keeper, denn beim Fußball-Oberligisten hagelte es schon bald Bewerbungen. Von Spielerberatern, die ihre vermeintlichen oder tatsächlichen Top-Talente unterbringen wollten, bis zu eher spaßigen Anschreiben aus tiefen Klassen. Auch Tim Hansen war darunter. Bis 2016 stand er in der Jugend des SV Gonsenheim zwischen den Pfosten, dann ging es für drei Jahre per Fußball-Stipendium in die USA. Pünktlich zur Rückkehr öffnete sich das Tor im TSV-Tor.

Über Lars Hermann, seinen alten SVG-Kollegen, entstand auf den FuPa-Bericht hin der Kontakt. Mittwoch landete der 21-Jährige, Freitag stand er erstmals im Kasten, mit ordentlich Jetlag beim Waldalgesheimer Turnier gegen seine „Gonsenheimer“, aber die Null stand. Nun gab er in Karbach sein Oberliga-Debüt und heimste ein Sonderlob von Trainer Sascha Meeth ein. „Ich wollte eigentlich noch ein Semester in L.A. dranhängen“, erzählt Hansen. Der Einjahresvertrag beim TSV kam dazwischen, seinen Sportwissenschaftler-Bachelor hat er nach drei Jahren in der Nähe – das heißt, nach USA-Parametern, vier Autostunden entfernt – von Chicago ohnehin im Kasten. Ab Frühling soll nun in Mainz der Master-Abschluss folgen. Bis dahin absolviert Hansen ein Vollzeitpraktikum beim TSV SCHOTT, schnuppert ins Marketing rein, gibt in der Fußballschule Trainingsstunden. „Auf einmal war alles anders“, staunt Hansen über die jüngsten, sehr turbulenten vier Wochen.

In Eric Strubel fand er beim TSV einen alten Bekannten, der ihn in der D-Jugend von Mainz 05 schon unter seinen Fittichen hatte. Strubel geht beim TSV in seine vierte Torwarttrainer-Saison. Bis vor einem Jahr stand er zugleich, über insgesamt elf Jahre, beim FSV Mainz 05 im Grundlagen- und Aufbaubereich in der Verantwortung. Florian Müller, Finn Dahmen und ihre vielen Vorgänger formte er mit. Mit ihm ging der Aufschwung im Unterbau los. „Was der Ehrmann in Kaiserslautern gemacht hat, wollten wir auch hinbekommen“, blickt der 51-Jährige zurück. Seine Erfolgsformel: „Der Knackpunkt ist die Technik. Je sauberer ich da bin, desto sicherer bin ich auch. Athletik und Tempo kommen dazu. Die Technik muss sitzen.“ Eine Lehre mit Langzeitwirkung. „Einige Tipps, die er mir damals gegeben hat, wende ich heute noch an“, erzählt Hansen.

Der Niveauunterschied zum Uni-Sport in den USA ist gewaltig. Hansens Spielerpass lag in den letzten drei Jahren bei der SG Rauenthal/Martinsthal, seinem Heimatklub, wo er bei Gelegenheit als Feldspieler aushalf und auch einige Tore machte. Doch als Keeper fühlt sich der 1,93-Meter-Mann mit seinen deutlich über 90 Kilo am wohlsten. „Er stellt was dar, hat Ausstrahlung“, sagt Strubel. Robin Balters, der am ersten Spieltag zwischen den Pfosten stand, und Jan-Niklas König sind noch A-Jugendliche, sollen behutsam herangeführt werden und können in der U19-Regionalliga Spielpraxis sammeln. Im Oberliga-Tor scheint sich Hansen vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern II (Freitag, 19 Uhr) festgespielt zu haben, auch wenn Strubel betont, man wolle das Leistungsprinzip hoch halten. „Die Jungs pushen sich, sind top motiviert“, lobt er sein U21-Trio, das montags komplett sowie dienstags und donnerstags zeitweilig mit dem Torwarttrainer übt. Ein Pensum, das für Hansen eine gewaltige Umstellung ist. „Besser werden, die Nummer eins bleiben, konstant Leistung zeigen“, ist sein Ziel. Damit im TSV-Tor nicht erneut ein „Riesenproblem“ entsteht.

Quelle: FuPa.net