SCHOTT Mainz dreht nach grottenschlechter erster Halbzeit Spiel gegen Völklingen um –Schlosser schwer verletzt
Mit so einer Wendung wäre kein Drehbuchautor durchgekommen. „Ich bin seit sieben Jahren bei SCHOTT, das war die schlechteste Halbzeit überhaupt“, blickt Nenad Simic zurück – mit einem Siegerlächeln im Gesicht. 2:1 (0:1) gewann der TSV SCHOTT Mainz gegen Röchling Völklingen. „Wenn man nach so einer ersten Halbzeit nicht 0:5 hinten liegt, kann man eigentlich nur gewinnen“, hieß es an der Bande noch zum Seitenwechsel, „aus 0:6 mach 2:1“ lautete die gefühlte Realität später.

Der Ex-Gonsenheimer Maziar Namavizadeh, im Sommer 2018 noch beim TSV im Probetraining durchgefallen, machte per Heber das 1:0 für die Saarländer (22.) – hoch verdient schon zu diesem Zeitpunkt, und viel zu geringer Ertrag im ersten Durchgang. Den Mainzern gelang rein gar nichts, sie agierten mutlos, verteidigten chaotisch, verloren reihenweise Zweikämpfe, spielten dem Gegner die Bälle hin. Nur Keeper Mike Wroblewski und der fahrlässigen Chancenverwertung der Gäste war es zuzuschreiben, dass es nicht schon zum Seitenwechsel ein Debakel gab. Mit „absolute Scheiße“ fasst Jonas Raltschitsch den Vortrag zusammen.

Mairose und Kern drehen das Spiel

Trainer Sascha Meeth saß die meiste Zeit reglos auf der Bank, eine Hand im Gesicht. „Er war fassungslos“, diagnostiziert Simic. „Alle haben in der Kabine erwartet, dass irgendwas kaputt geht“, erzählt der 35-Jährige, „aber er war ruhig und hat genau die richtigen Worte gewählt. Hammer.“ Mit etwas Verzögerung fruchtete das, um die 60. Minute herum bauten die Platzherren erstmals Druck auf, kamen zu immer mehr Abschlüssen. Und hinten waren Raltschitsch und Simic in mehreren brenzligen Situationen so gerade eben noch zur Stelle. „Die letzte halbe Stunde war seit langem mal wieder das, was wir uns vorstellen“, sagt Raltschitsch. Kampf, Wehrhaftigkeit, Wille waren da. Und die Wende gelang tatsächlich. Jost Mairose glich nach Doppelpass mit Johannes Gansmann aus (68.), Leon Kern traf nach Janek Ripplingers Zuspiel in den Winkel (89.). Das Spiel, das längst hätte verloren sein müssen, war gedreht.

„Heute hast du in der ersten Halbzeit gemerkt, dass die Einflüsse eines Trainers begrenzt sind“, hielt Meeth fest. So eine Leistung unterlaufe keinem absichtlich. Der 44-Jährige spricht von Verunsicherung, Verkrampfung, charakterisiert seine Mannschaft als „intelligent, verkopft“. Wenn da der Kopf nicht mitspielt, kann eigentlich Unerklärliches herauskommen. Und wenn er dann mitspielt, erst recht. „Wir wollten die ganze Zeit, aber es hat nicht funktioniert“, sagt Raltschitsch. Dann sind es oft entscheidende Szenen, die die Wende bringen. Die Schüsse des bärenstarken Jokers Edis Sinanovic, manch endlich mal beherzter Zweikampf. „Die drei Jungs von der Bank haben einen entscheidenden Push gegeben“, sagt Meeth: „Die Jungs sollten sich heute freischwimmen, das regeln.“ Und das haben sie.

Namavizadeh tritt Schlosser um und bepöbelt Klubverantwortliche

Dass der Jubel am Ende dennoch getrübt war, lag an einem Horror-Foul Namavizadehs an Nicklas Schlosser in der Schlussminute. Der Stürmer trat mit erkennbarer Absicht im Zweikampf zu, sah glatt Rot, der weinende Schlosser wurde von Kapitän Marco Senftleben huckepack vom Platz getragen. „Er spürt das Sprunggelenk nicht mehr“, berichtete Fitnesstrainer David Heser, „das war eine Unsportlichkeit, die ihresgleichen sucht.“ Schlosser kam ins Krankenhaus, Namavizadeh verabschiedete sich mit Schimpfworten Richtung Verantwortliche.

TSV SCHOTT Mainz: Wroblewski – Senftleben, Simic, Raltschitsch, Schlosser – Mairose, Rinker (62. Mladenovic), Fring – Eshele (46. Sinanovic), Ripplinger, Gansmann (78. Kern)

Quelle: FuPa.net