Tor-Debüt für Christian Hahn
„Spitzenreiter, Spitzenreiter“ singen die Spieler des TSV SCHOTT Mainz, im Kreis hüpfend. Nur Trainer Sascha Meeth, nach Siegen ohnehin kein Kandidat für überbordende Ausgelassenheit, guckt noch etwas grüblerischer als sonst. Es ist die 80. Minute beim 4:1 (2:0)-Sieg des Oberliga-Primus gegen Arminia Ludwigshafen, als Michael Kohns bei gegnerischem Freistoß den Ball wegspitzelt und die Ampelkarte sieht. Meeth verleiht seinem Unverständnis Ausdruck, indem er in zwei, drei kurzen Schritten über die Seitenauslinie spurtet, „Ihr pfeift eine Scheiße“ ruft und das dann inhaltlich etwas ausführt. Eine Kurz-Eruption, die ihm die Rote Karte einhandelt.
„In so einem Spiel, das 3:0 steht, kurz vor Schluss sind beide Entscheidungen komplett unangemessen“, sagt Meeth, „da hat sich ja nichts aufgebauscht. Der Schiedsrichter hat maßlos übertrieben. Aber wir lassen uns die Freude nicht vermiesen. Das war ein ganz wichtiges Spiel, um die Euphorie zu halten.“ Meeth würde gern mit Rückenwind in die Topspiel-Wochen Anfang November gegen Worms und in Trier gehen. Zwei Mann werden, Stand heute, jedenfalls eine deutlich breitere Brust haben als zuletzt. Jost Mairose kämpfte sich aus seinem kleinen Zwischentief mit einem Vorlagen-Doppelpack heraus, und Christian Hahn, zwischendurch von Meeth zu etwas mehr Nachdruck in den Trainingsleistungen gemahnt, gelangen im ersten Oberliga-Heimspiel in der Startelf seine ersten beiden Treffer.
Schichtarbeiter mit Startelf-Heim-Debüt
Der 21-jährige Rückkehrer von RWO Alzey steckt noch bis Ende Februar bei Michelin in Bad Kreuznach im Schichtdienst und nahm sich für das Spiel extra einen Tag Urlaub. Der Lohn war ein Startelf-Platz, den Hahn prima zu nutzen wusste. „Es war ein gutes Gefühl, das Vertrauen zu bekommen“, sagt der schnelle Außenstürmer, „die Oberliga ist ein anderes Kaliber, aber ich habe das Gefühl, dass ich so langsam auf den richtigen Weg komme.“ Den fand zunächst, von Mairose per Steckpass bedient, Janek Ripplinger. Torwart umkurvt, das frühe 1:0 (8.) gegen die vermeintlich so kompakten, widerständigen Arminen. Doch davon war nichts zu sehen, immer wieder fand der TSV den Weg hinter den Abwehrblock. Mairose spielte Hahn an der rechten Strafraumkante frei, der Flügelflitzer vollendete mit Übersicht (34.). Der 2:0-Halbzeitstand war eigentlich zu knapp, auch wenn Tim Hansen einen Elfmeter von Piero Adragna hielt (30.). Mehr kam von den Gästen nicht.
Mairoses Vorlagen-Hattrick verhinderte Hahn, weil er seinen Heber neben das Tor setzte (39.). Bei Ripplingers Querpass nach einem langen Ball startete Hahn entschlossen ein und hatte beim Abschluss keine Mühe (48.). Damit war das Spiel praktisch durch. Die Gäste kamen nun auf, Hansen bereinigte mehrmals souverän, einmal rettete der Querbalken. Auch Lars Hermann traf per Kopf Aluminium (70.). Nico Pantanos Ehrentreffer (89.) konterte Raphael Assibey-Mensah prompt, als er nach Meikel Melaments Querpass den Torwart auswackelte und lässig einschob (90.). „Wir haben es über weite Strecken gut gespielt“, betont Meeth. Matchwinner Hahn habe „noch viel Luft nach oben, aber seine Entwicklung finde ich toll. Bei ihm hat es Klick gemacht.“
Rote Karte regeltechnisch okay, aber die Regel ist umstritten
Meeths Feldverweis war übrigens, an den Anweisungen des DFB gemessen, korrekt. Denn Rote Karten gegen Trainer gibt es unter anderem beim „absichtlichen Verlassen der eigenen technischen Zone, um gegenüber einem Spieloffiziellen zu protestieren“ sowie beim „Betreten des Spielfeldes, um einen Spieloffiziellen zu beeinflussen“. „Wir müssen aufpassen, dass wir den Fußball nicht enteiern“, sagt Meeth zu der – höchst umstrittenen – Regelung.
TSV SCHOTT Mainz: Hansen – Kohns, Schneider, Hermann, Senftleben – Rinker – Mairose (89. Melament), Del Vecchio – Hahn (76. Fischer), Ripplinger, Assibey-Mensah (90. De Sousa Oelsner).
Quelle: FuPa.net