Eine Serie ist gerissen, aber aus Sicht des TSV SCHOTT Mainz die falsche. Erstmals seit dem ersten Spieltag hat der Oberliga-Spitzenreiter wieder verloren Nach dem 0:1 (0:0) beim FV Dudenhofen bleibt es dabei, dass einzig die Gonsenheimer in den letzten eineinhalb Jahren beim Aufsteiger einen Dreier holten. Auf der Suche nach Gründen hielt sich SCHOTT-Chefcoach Sascha Meeth gar nicht lange auf: „Die waren super“, erkennt er den Sieg der Gastgeber neidlos an.
Hallo Sascha, ihr seid Herbstmeister geworden. Dein Fazit der Hinrunde?
Wir haben fußballerisch vom ästhetischen, technisch-taktischen Ansatz betrachtet vielleicht die beste Halbserie gespielt, seit ich Trainer beim TSV SCHOTT bin. Vor dem Spiel gegen den SV Elversberg II dachte jeder, es geht irgendwie von selbst. Nach der Niederlage gegen den Aufsteiger, die wir zu Recht kassiert haben, haben wir es relativ schnell geschafft, den Schalter umzulegen und zu erkennen, dass wir nur durch harte Arbeit eine gute Runde spielen können. Wie die Jungs das gemacht haben, war ganz hervorragend. Natürlich haben wir noch enorm viele Baustellen, an denen wir arbeiten müssen, aber insgesamt ist die Ausbildung unseres Teams sehr gut, für Oberligaverhältnisse vielleicht sogar schon hervorragend.
Du sprichst von Baustellen. Woran gilt es weiterzuarbeiten?
Wir werden versuchen an Tempo, Spielhärte und Anlaufverhalten nachzujustieren. Jedoch sind wir ins gesamt im Hinblick auf unsere Gegebenheiten beim TSV SCHOTT sehr zufrieden.
Aktuell steht ihr seit dem neunten Spieltag fast ununterbrochen auf dem ersten Tabellenplatz. Was sagt das aus?
Für uns ist die Entwicklung der Jungs wichtiger als der aktuelle Tabellenplatz. Wir freuen uns über die positive Entwicklung junger Spieler wie Giorgio del Vecchio oder Raphael Assibey-Mensah, aber auch älterer Spieler wie Janek Ripplinger hinsichtlich seiner Führungsqualitäten. Das sind wichtigere Gradmesser als ein Tabellenplatz. Natürlich sind wir auch Sportler und werden die Führung freiwillig nicht aufgeben!
Gegen die ärgsten Verfolger VfR Wormatia Worms und SV Eintracht Trier habt ihr jeweils unentschieden gespielt. Hat sich das Saisonziel geändert? Sprecht ihr intern über die Regionalliga?
Null. In der vergangenen Saison haben viele von der Regionalliga geredet, obwohl die Leistungen, die wir abgerufen haben, teilweise verheerend waren und wir uns in der Trainerkabine Sorgen gemacht haben, dass wir nicht ins Fahrwasser des Abstiegs geraten. Unsere Leistungen und unser Auftreten hatten damals nichts mit der Regionalliga zu tun. Dieses Jahr ist das anders. Aber kein Mensch redet vom Aufstieg und der Regionalliga, das wird auch in den ersten Monaten des neuen Jahres so bleiben. Natürlich fühlen wir uns als Tabellenführer pudelwohl, aber am Saisonziel hat das nichts geändert.
Worin liegt der aktuelle Erfolg begründet, wenn man die Leistung des Teams mit der vom vergangenen Jahr vergleicht?
Ich denke, es liegt an einer gewissen Schärfe bzw. Gier und der Zweikampfhaltung. Zwar sind wir lange noch nicht da, wo wir hinwollen. Trotzdem sind wir in diesem Bereich viel, viel besser geworden. Es gibt viele Spiele, die wir in dieser Runde gewonnen haben, die hätten wir in der vergangenen Saison verloren. Da sind wir uns alle einig. Dieses Jahr investieren wir die paar Prozent mehr. Wir schauen die Videoanalysen intensiver an, lernen daraus stärker und trainieren schärfer auf dem Platz. Da ist mehr Biss und eine größere Laufbereitschaft.
Wer wird nun euer ärgster Verfolger in der Rückrunde?
Für mich ist der FC Kaiserslautern II ein Topfavorit. Der kann allerdings nur dann aufsteigen, wenn auch die Profis der 1. Mannschaft aufsteigen – und das ist unwahrscheinlich. Trotzdem ist dieses Team für mich ein heißer Titelfavorit, da es unter professionellen Bedingungen arbeitet. Zudem wurden drei Spieler aus dem Profikader in die 2. Mannschaft geschoben. Dahinter ist ganz schwer aus zumachen, ob Eintracht Trier, TuS Koblenz oder Wormatia Worms besser sind. Eintracht Trier hat eine technisch sehr gute Mannschaft. Das Team ist ausgeglichen, mit sowohl jungen als auch erfahreneren Spielern. Ich könnte mir auch vorstellen, dass einer dieser Traditionsvereine Federn lässt und dafür der Aufsteiger FV Dudenhofen mit nach vorne rutscht.
Was steht in der Winterpause an und wie ist die Lage bei den Verletzten?
Wir haben nach unserem Spiel gegen BW Karbach Weihnachtsfeier und gehen dann in die wohlverdiente Pause bis zum 18. Januar. Die Hallenturniere reduzieren wir auf ein Mindestmaß: Beim SV Gonsenheim spielen wir und in Bodenheim, wo wir schon seit 15 Jahren dabei sind. Mit Verletzungen von Spielern haben wir in all den Jahren gelernt umzugehen. Auch unsere Verletzten sind total integriert, sind beispielsweise bei Mannschaftsabenden dabei oder fahren mit zum in der Vorbereitung anstehenden Turnier nach Trier. Als Jo Gansmann oder Jonas Raltschitsch zum ersten Mal wieder mittrainieren konnten, wurde das von allen wie ein Spielsieg gefeiert. Bei Constantin Leinhos geben wir keine Langzeitprognosen ab, da ist alles möglich vom Start zur Wintervorbereitung bis zum Aussetzen bis Sommer. Grundsätzlich sind wir optimistisch. Bei Ali Bülbül sieht es gut aus.
Letzte Frage: Was erwartest du heute im Spiel gegen den FC Karbach?
FC Karbach gegen den TSV SCHOTT, das sind immer hochemotionale und ganz, ganz enge Partien. Im vergangenen Jahr hatten wir auch die letzte Partie vor der Pause gegen Karbach. Das war ein richtiger Fight, in dem unser jetziger Co-Trainer und damaliger Spieler Nenad Simic gegen Oscar Feilberg zu großer Form aufgelaufen ist.
Das Gespräch führte Margit White