Bei Eintracht Trier sprach man nach dem 1:1 jüngst von einem Punkt, dem man dem Spitzenreiter „abgetrotzt“ habe. Wormatia Worms hatte laut eigener Ankündigung zuvor beim TSV SCHOTT Mainz „nichts zu verlieren“. Plötzlich ist man Favorit, unter lauter höher Gehandelten. Nach der Oberliga-Herbstmeisterschaft stellt sich die Frage, ob der TSV den erneuten Anlauf Richtung Regionalliga wagen würde. Manager Till Pleuger nimmt Stellung.

Herr Pleuger, eineinhalb Jahre nach dem Abstieg aus der Regionalliga – wie beurteilen Sie die sportliche Entwicklung seither?

Nach dem Abstieg war es eine große mentale Herausforderung für die Mannschaft und das Trainerteam, sich neu zu motivieren. Dass es danach nicht einfach wird, war uns klar. Deswegen waren wir im Verein absolut zufrieden mit der Folgesaison. Umso herausragender sind nun die Leistungen zu bewerten, als reiner Amateurverein im Konzert der Großen ganz vorne mitzuspielen.

In Sascha Meeths erster Trainer-Saison war der TSV Herbstmeister und hat die Euphorie bis zum Aufstieg mitgenommen. Die Leistung jetzt, bei namhafteren Konkurrenten, ist womöglich noch höher zu bewerten. Wo liegen die Erfolgsfaktoren?

Die hervorragende Arbeit des Trainerteams, aber auch die mannschaftliche Geschlossenheit. Im Team ist mittlerweile eine richtige SCHOTT-DNA drin. Die Mischung aus Erfahrung und jungen Spielern passt, wir haben einen auch in der Breite richtig guten Kader.

Wie hat sich der Etat der ersten Mannschaft gegenüber der vorigen Saison geändert, wie groß ist die Abhängigkeit vom Zuschuss der SCHOTT AG?

Nach dem Abstieg ist der Etat aufgrund geringerer Sponsoren- und Zuschauereinnahmen natürlich runter gegangen, aber gegenüber der letzten Saison ist er konstant. Mittlerweile decken sich die laufenden Kosten für die erste Mannschaft aus Mitteln der Fußballabteilung. Dazu gehören Sponsoren, aber auch Aktivitäten der Abteilung wie die Fußballcamps und die Fußballschule oder das Thema Merchandising, aber auch die gestiegenen Zuschauerzahlen und unser Catering. Das müsste auch im Falle eines Regionalliga-Aufstiegs weiter so sein.

Würde der TSV SCHOTT Mainz für die Regionalliga melden?

Das kann ich noch nicht beantworten. Es wären die gleichen Dinge wie vor drei Jahren zu prüfen. Im sportlichen Bereich, wie es mit Trainerteam und Spielern aussieht. Die Allermeisten sind nur bis Saisonende vertraglich gebunden. Hinzu kommt das Finanzielle und Organisatorische. Unsere Spieltagsorganisation hängt am Ehrenamt. Und die Spieler müssen es auch wollen. Zudem müsste erneut geprüft werden, ob die Bezirkssportanlage weiter als hauptsächlicher Spielort zugelassen wäre, für die Risikospiele bräuchten wir wieder das Bruchwegstadion. Sehr viele Fragen wären zu klären. Ein möglicher Aufstieg ist ehrlich gesagt noch überhaupt kein Thema für uns. Aber dass wir sportliche Erfolge und Leistung fördern wollen, ist klar. Das sieht man auch an der Zweitliga-Teilnahme unserer Hockeymannschaft. Was finanziell machbar ist, unterstützen wir gerne.

Kommendes Jahr steht die letzte angekündigte Kürzung der Zuwendungen durch die SCHOTT AG an. Wird der Beitrag dann verstetigt, oder müssen noch mehr Abstriche gemacht werden?

Nach unserem Kenntnisstand bleibt der Betrag konstant. Wir versuchen permanent, Kosten einzusparen und die Einnahmen zu erhöhen. Zurzeit sind wir an der LED-Umrüstung unserer Anlage dran. Die neue Torwartschule mit Eric Strubel und Christian Wölfelschneider ist ein Beispiel, wir rufen einen Online-Fanshop ins Leben. Wir mussten Einschnitte vornehmen, haben aber auch Potenziale entdeckt, die nicht voll ausgeschöpft waren.

Jetzt soll die Mannschaft erst mal ihr Potenzial weiter ausfüllen und ihren unbeschwerten Fußball weiter spielen.

Das hoffen wir! Die Jungs sollen weiterhin völlig befreit an die Sache herangehen, niemand im Verein übt Druck aus. Den sollten sie sich auch selbst nicht machen.

Quelle: FuPa.net