Bei seinem traditionellen Jahresempfang ehrte der TSV SCHOTT Mainz e.V. die 1. Herrenmannschaft der Handballabteilung zur „Mannschaft des Jahres 2013“. Dies ist die vorläufige Krönung einer schönen Erfolgsgeschichte. Immerhin stand die Abteilung vor drei Jahren kurz vor dem Kollaps – man hatte nach Jahren des Siechtums nicht nur im Verband, sondern auch im Hauptverein fast jeden Kredit verspielt. Es hat sich jedoch in den letzten drei Spielzeiten viel getan und die 1. Herrenmannschaft ist wieder ein gefürchteter Gegner in Rheinhessen. Mit einer völlig neuen Personalaufstellung und zahlreichen Verstärkungen gelang der Durchmarsch von der C-Klasse in die A-Klasse.
Zu den Highlights des letzten Jahres zählt vor allem das Heimspiel gegen Gonsenheim, als in beeindruckender Art und Weise der Grundstein für den Aufstieg in die A-Klasse gelegt wurde. Als B-Klasse-Meister stellte man am Ende der Saison die beste Abwehr und den besten Angriff bei 16 Siegen und zwei Niederlagen. Das knapp verlorene Pokalspiel in der 3. Runde im Oktober 2013 gegen Worms war wohl das beste Handballspiel der letzten Jahre, das in der Schott-Halle ausgetragen wurde. In der aktuellen Runde steht man auf Rang 2 mit 8 Siegen, 1 Unentschieden und 1 Niederlage zumindest auf Lauerstellung.
Ich verstehe diese Würdigung aber nicht nur als Auszeichnung für die Leistungen der 1. Mannschaft, sondern als Honorierung der Arbeit, die in der gesamten Abteilung in den letzten Jahren geleistet wurde.
So hat sich beispielsweise die 2. Herrenmannschaft vom Fallobst der C-Klasse zu einer konkurrenzfähigen Mannschaft entwickelt, die vielleicht schon in der nächsten Saison zu den Aufstiegsaspiranten zählen dürfte.
Bei den Frauen ist es nach dem Abstieg aus der Rheinhessenliga gelungen, den Kader auf eine deutlich breitere Basis zu stellen. Das fragile Gebilde „Frauenmannschaft“ ist damit nicht wie befürchtet in sich zusammengefallen. Im Gegenteil, man hat mit vielen jungen Spielerinnen den Umbruch erfolgreich vollzogen.
Die positive Entwicklung im Bereich der Aktiven ist jedoch alles nichts, wenn der Nachwuchs fehlt – die inzwischen größte Dauerbaustelle einer jeden Abteilung, egal bei welchem Verein. Es ist noch ein zartes Pflänzlein, das hier heranwächst. Aber die Erfolge bei E-Jugend, F–Jugend sowie bei den Minis und die rege Trainingsbeteiligung bei den Kindern machen Mut für die langfristige Zukunft.
Es ist aber auch nicht alles Gold was glänzt. Wenn das Vereinsleben ein Wunschkonzert wäre, würde man sich lieber gestern als morgen eine schlagkräftige B-Jugend oder A-Jugend wünschen – egal ob bei den Jungs oder Mädels. Bis es soweit ist, muss man also vorerst weiter auf Verstärkungen von außen hoffen. Und das zum Nulltarif, nebenbei bemerkt. In Sachen Vereinskultur ist noch jede Menge Arbeit zu tun. Schiedsrichter und ehrenamtliche Helfer werden händeringend gesucht. Es wird auch künftig um jede Hallenzeit hart gekämpft werden müssen und der Budgetdruck bleibt trotz der sportlichen Erfolge unvermindert hoch oder nimmt gar zu.
Man muss die Abteilungshistorie kennen, um zu verstehen, dass die Ehrung zur „Mannschaft des Jahres“ nicht nur eine Auszeichnung für das Geleistete ist, sondern auch eine Verpflichtung für die Zukunft ist. Erfolge sollen, dürfen und müssen gefeiert werden. Aber Erfolge müssen auch bestätigt werden, damit der Weiterentwicklung der Abteilung nicht die Basis entzogen wird. Das hört sich jetzt nach titanischen Kraftakten an, was natürlich Unfug ist. Die Konstruktion von spinnerten Luftschlössern hilft nicht weiter. Es muss einfach vernünftig und in Ruhe gearbeitet werden. Eigentlich sollte es kein Problem geben, über das man nicht reden kann. Es hilft schon, wenn man den inneren Schweinehund überwindet und zum Training erscheint. Es genügt es schon, wenn man einmal in der Saison einen Kuchen backt, mal ein paar Brötchen schmiert oder sich eine Stunde an die Theke stellt. Man muss wahrlich kein Handballgott sein, um positiv zum Bestehen der Abteilung beitragen zu können.