Schott gewinnt Spitzenspiel 25:32 (12:11) in Bretzenheim
Die Vorzeichen standen vor dem Spiel nicht gut. Schon die Hinfahrt von Gonsenheim nach Bretzenheim über die Koblenzer Straße gestaltete sich am Sonntag-Nachmittag problematisch. Zu groß war der Zuschauer-Ansturm für das anstehende Derby. Nachdem die Coface-Arena passiert wurde, war aber klar, dass diese zum eher zweitrangingen Bundesliga-Rhein-Main-Derby wollten und nicht zum Kreisliga-Spitzenspiel-Stadtderby (sehr seltsam). Dennoch bahnte sich ein Schott-Auswärtsmob von 8-12 frenetischen Zuschauern den Weg über die Stadtteilgrenze.
Und dann unkten vor dem Spiel böse Zungen, dass TSV-Trainer Michael Manz (letzte Saison Trainer der SG Bretzenheim II) als Trainer noch nie ein Spiel in der IGS-Sporthalle gewinnen konnte.
Die Gastgeber wirkten an diesem Nachmittag schon beim Aufwärmen sehr fokussiert und hatten für das Gipfeltreffen noch etwas Verstärkung aus ihrem Rheinhessenliga-Team angefordert. Entsprechend engagiert und strukturiert gingen sie von Beginn an zu Werke und stellten das Werksteam vor große Probleme. Gute 9 Minuten dauerte es, bis die ideenlose Schott-Offensive unter Aufsicht einer kleinen Binger-Delegation das erste Mal erfolgreich war. Bis dahin hatte es hinten aber schon 4-mal geklingelt. Und auch nach 12 Minuten beim Stand von 5:1 schien es so, als würden dem TSV an diesem Tage die spielerischen Mittel fehlen.
Doch mit der Einwechslung von Kai Thielen und Markus Sommer konnte Trainer Manz in der Offensive wichtige Impulse setzen. Nachdem die Blauhemden, beschwert mit orangenen Leibchen, dann binnen 5 Minuten mehrfach ziemlich genau zielten – und zwar ziemlich genau auf das immer hochgehende Bein des Heim-Keepers – schmolz der Bretzenheimer Vorsprung zunächst nicht. Diese Variante des genauen Zielens war allerdings nicht erfolgsversprechend.
Die agiler werdende Schott-Offensive fand aber immer mehr Lücken in der nach und nach bröckelnden Betonabwehr des Tabellendritten und nutzte fortan die Gelegenheiten, um andere Wurf-Varianten auszuprobieren (z.B. der in diesem Moment ratlose Alex Becht mit einer 11-Meter-Bogenlampe). Und auch die eigene Abwehr stand mit zunehmender Spieldauer vor dem stärker werdenden Schott-Torhüter Tobias Bernhard stabiler. Nach 27 Minuten war das Spiel beim Stand von 10:11 endlich gedreht. Die Freunde wehrte allerdings nur kurz, denn die gefällig aufspielende SG drehte den Spieß noch einmal um und ging mit einer 12:11-Führung sowie einer doppelten Überzahl in die Halbzeit.
In jener Halbzeit gab es abseits des Platzes die wohl spielentscheidende Szene: Auf der Tribüne postierte sich ein Heim-Trommler, der das eigene Team offensichtlich so aus der Fassung brachte, dass nach dem Wiederanpfiff in doppelter Überzahl der erste Angriff übermotiviert nach 10 Sekunden erfolglos abgeschlossen wurde. Und auch in der Folge schadete den Bretzenheimern die eigene Rennerei mehr, als dass sie ihnen Früchte brachte.
Wir hingegen genossen die Vorteile des Bretzenheimer Tempos sichtlich und spielten nun Angriff für Angriff unsere Stärke aus, fanden die Lücken und schlossen konzentriert ab. Den Bretzenheimern ging in der Folge die Zielgenauigkeit verloren. In der 40. Minute konnte Schott sich vorentscheidend auf 4 Tore absetzen (17:21) und den Vorsprung konstant halten (20:24), um dann in den letzten 10 Minuten noch einmal den Turbo zu zünden. Die Gastgeber waren zwar bemüht mitzuhalten, aber nicht mehr in der Lage Nadelstiche zu setzen. Spätestens mit dem 22:29 in der 55. Minute war die Partie gelaufen. Matchwinner Markus (Kisten-)Sommer krönte seine starke Leistung standesgemäß mit dem 30. Gästetor.
Kurz zuvor schlug Kai Thielen mit seiner Lippe so heftig gegen die Hand seines Gegenspielers, dass in dieser ein Druck von ca. 10 bar entstand und wie eine zu lang gekochte Bockwurst aufplatzte.
Nach dem Spiel war dem gesamten Werksteam die Erleichterung und Freude anzusehen, war es doch über 60 Minuten ein packendes, temporeiches Match, in dem uns alles abverlangt wurde und wir endlich zeigen konnten, dass wir auch mit Rückschlägen umgehen können und konditionell in der Lage sind 60 Minuten Vollgas zu geben.
Für die Gastgeber, die diese Saison erstmals Heimzähler abgaben, gab es aus der Schott-Kabine nach Schusspfiff aber noch ein paar aufmunternde, lautstarke Worte im Sinne eines aktuellen Gassenhauers: „Sc****t drauf, Schott kommt nur einmal im Jahr, olé olé….!“
Ein Lob an dieser Stelle auch an den Referee Jürgen Veeck, der in dieser emotionalen und schnellen Partie als Einzelschiri sehr umsichtig und souverän pfiff, sich zu keinen Diskussionen hinreißen und nie den Hauch von Hektik aufkommen ließ. So sieht eine gute Spielleitung aus.
Und es gilt an dieser Stelle noch den „Fairplay-Preis“ an den Bretzenheimer Rechtshalben zu verleihen, der heftig an den Hinterkopf eines Schotter-Defensivspielers prallte. Schiedsrichter Jürgen Veeck erkannte aufgrund des Bewegungsablaufs zunächst einen Schlag eines anderen Abwehrspielers und stellte diesen für zwei Minuten vom Platz. Der Bretzenheimer Spieler klärte den Schiedsrichter jedoch über den Zusammenprall auf, so dass die Zeitstrafe konsequenterweise und bemerkenswerterweise wieder zurückgenommen wurde – ein Beleg der Fairness und auch ein Beleg der guten Spielleitung!
Apropos Leibchen – angesichts der schmalen Kasse unserer Handballabteilung ist derzeit ein Auswärtstrikotsatz nicht drin. Sponsoren, die unserer erfolgreichen Herren 1-Mannschaft finanziell unter die Arme greifen, wären herzlich willkommen. Geld stinkt nicht, Leibchen aber schon!